26.02.2024

Business Talk: Werteorientierte Führung mit dem Anti-Bias-Ansatz

Bild: Karten mit Werten wie "Sinnhaftigkeit des Tuns"
Symbolische Karten an der Raumdecke zur Frage "Welche Rolle spielen Werte bei meinem Führungsstil?".

Nachhaltigkeit, Loyalität, Leistung, Empathie, Gerechtigkeit... Welche Werte beeinflussen mich in meinem Führungsstil? Über 35 Frauen sind der Einladung von "Womenomics" und dem "Expertinnen-Netz. Mentoring für Frauen" zum Business Talk mit dem Thema "Werteorientierte Führung mit dem Anti-Bias-Ansatz" gefolgt und haben sich im Haus der Wirtschaft zu einem inspirierenden Frühstück getroffen.

An der Raumdecke sind Leinen gespannt, Karten mit unterschiedlichen Werten sind aufgehängt. Welche Rolle spielen sie bei meinem Führungsstil? Wie kann ich im Spannungsfeld zwischen den eigenen Werten und dem Alltagsdruck agieren? Fragen, mit denen sich die Teilnehmerinnen an diesem Morgen auseinandersetzen und austauschen wollen.

Verschiedene Wertebenen spielen eine Rolle

Bild: Silke Potthast
Silke Potthast, Projektleiterin von Womenomics, gab einen Impuls zu "Werteorientierter Führung".

"Wenn wir von Werten sprechen, dann bewegen wir uns dabei auf verschiedenen Ebenen", erklärt Silke Potthast und führt zunächst die aktive Handlungsebene auf, zu der beispielsweise Werte wie Zielerreichung, Effizienz und Erfolg gehören. Die soziale und emotionale Ebene bezieht sich auf Werte wie Kooperation, Konsens, Balance und Respekt. "Hinzu kommt aber auch die persönliche Haltungsebene, Werte wie die eigene Entwicklung, Sinnhaftigkeit und Selbstbestimmtheit, und schließlich die ethische Ebene, die sich zum Beispiel auf Nachhaltigkeit, Ganzheitlichkeit, Inklusion und Diversity beziehen kann", so die Referentin.

Mit dem Spannungsfeld umgehen

"Führungspersonen bewegen sich zwischen den Werten und dem hinzukommenden Alltagsdruck teilweise in einem starken Spannungsfeld", so Potthast. "Denn Werteorientierung bedeutet für eine Führungskraft drei Dinge: die eigenen Führungswerte kennen und nach diesen konsistent handeln sowie die persönlichen Werte der jeweils geführten Mitarbeitenden wahrnehmen und ernst nehmen. Und als Drittes die Unternehmenswerte als Vorbild leben", definiert Silke Potthast und verweist auf das Modell der kongruenten Führung von Virginia Satir: "Das Selbst sehen, das Andere und den Kontext." Keine Selbstverständlichkeit, denn dieser Anspruch bedeutet beständiges Reflektieren und einen stetigen Abgleich mit dem Umfeld. 

Mit dem Anti-Bias-Ansatz zur kongruenten Führung

Bild: Vortrag von Dr. Rita Panesar
Als Gründungsmitglied der "Anti Bias Praxis" und Projektleiterin vom "Expertinnen-Netz. Mentoring für Frauen" führte Dr. Rita Panesar in den Anti-Bias-Ansatz ein.

"Der Anti-Bias-Ansatz bietet einen Prozess an, mit dem man sich dem Ziel einer kongruenten Führung nähern kann", leitet Silke Potthast über. Wie dies gelingen kann, erläutert Dr. Rita Panesar, Projektleiterin vom "Expertinnen-Netz. Mentoring für Frauen". "Das englische Wort 'Bias' bedeutet übersetzt 'Vorurteil' oder 'Einseitigkeit'. Anti-Bias-Arbeit macht Schieflagen in Institutionen und Gesellschaft deutlich und zielt auf den Abbau von Diskriminierung", umreißt sie den Ansatz. Anti-Bias-Arbeit lädt dazu ein, sich mit der eigenen Rolle im Kontext von gesellschaftlichen Schieflagen auseinanderzusetzen und alternative Formen der Zusammenarbeit und Organisationskultur in Unternehmen zu entwickeln. 

Ziele des Anti-Bias-Ansatzes 

"Ein erstes Ziel ist es, eine starke Ich-Identität und Gruppenidentität zu entwickeln, ohne sich einer oder mehreren anderen Gruppen gegenüber überlegen zu fühlen", so Dr. Panesar. Wie schaffe ich ein Klima, in dem selbstbewusst, aber ohne Überlegenheitsgefühl zusammengearbeitet werden kann? Der Anti-Bias-Ansatz bietet einen Rahmen, immer wieder innezuhalten und gemeinsam unausgesprochene Vorannahmen und damit verbundene Bewertungen zu entlarven. 

Diskriminierungssensibel führen

Bild: Gruppenarbeit zu werteorientierter Führung
Bei der Gruppenarbeit wurde die Frage diskutiert, wie die Teilnehmerinnen in den Spannungsfeldern zwischen den Werten und dem Führungsalltag agieren?

"Sich angesichts von Unterschieden wohlfühlen und Empathie, Wertschätzung sowie Respekt zu zeigen, ist ein weiteres Ziel des Anti-Bias-Ansatzes", erklärt Rita Panesar. Führungskräfte müssen sich fragen: Wie vermittle ich, dass alle Kollegen/-innen die gleichen Gefühle kennen, wie beispielsweise Verletzung, Wut, Trauer, Scham, Kleingemacht werden, Stolz, Freude. Wie trainiere ich Empathie im Team auch über Unterschiede hinweg? 

Fast jede Person hat sich schon einmal diskriminiert oder in eine Schublade gesteckt gefühlt – wenn auch in sehr unterschiedlichem Ausmaß. Führungskräfte können deutlich machen, dass das Thema alle berührt und entsprechend eine diskriminierungssensible Kultur schaffen. "Ein guter Schritt ist es, eine Sprache zu etablieren, in der Wahrnehmungen geäußert werden können", so die Referentin. Aussagen, wie 'Ich habe mich durch deine Aussage klein gemacht gefühlt.' sollten möglich sein.

Austausch zu Erfahrungswerten und Herangehensweisen

Bild: Ergebnisse werden am an der Metaplanwand festgehalten.
Die Ergebnisse wurden skizzenartig festgehalten und dienten allen zur Inspiration.

Mit ihrer Vorstellung von werteorientierter Führung und dem Potenzial des Anti-Bias-Ansatzes setzen sich die Teilnehmerinnen anschließend in Gruppen auseinander. Im Fokus stehen die Fragen: Welche Werte bestimmen Dein Führungsverhalten? Was ist schwierig in der Umsetzung und warum? Wie agiert Ihr in den Spannungsfeldern? Stimmen aus der Gruppenarbeit sind zu hören:

"Werte müssen nicht nur festgelegt, sondern gelebt und erlebt werden.",
"Es ist oft nicht leicht, die Balance zwischen Gesundheitsfürsorge und Leistungsanspruch zu finden.",
"Man muss mutig sein, um seine Werte im Alltag zu vertreten.",
"Werte lassen sich nur im Dialog und mit stetiger Selbstreflexion umsetzen.",
"Was geschieht, wenn wir uns bei der Führung und bei Entscheidungen fragen: Was würde die Liebe sagen?", 
"Gleichbehandlung ist nicht Gleichberechtigung."

Frauennetzwerk stärken

Bild: Dr. Rita Panesar
Rita Panesar war von der Gruppe der Teilnehmerinnen angetan und zog ein positives Resümee.

Bei Croissant und Franzbrötchen führen die Teilnehmerinnen ihre Gespräche fort, entwickeln Haltungen weiter und nutzen die Gelegenheit sich zu vernetzen. 

"Ein fruchtbarer Austausch mit spannenden Perspektiven!" – diesem Fazit einer Teilnehmerin können sich die Veranstalterinnen nur anschließen. "Eine tolle Gruppe! Die Teilnehmerinnen haben die Chance zum offenen und vertrauensvollen Austausch genutzt und sich gegenseitig inspiriert", beschreibt Rita Panesar ihren Eindruck. "Wir freuen uns jetzt schon auf den nächste Business Talk am 26. Juni!", betont Silke Potthast. 

Präsentation von Silke Potthast und Rita Panesar. (PDF)

 

Weiterführende Links

Sie sind an weiteren Fortbildungen interessiert? 
Angebote finden Sie in der KWB-Seminar-Broschüre und auf der Website von "Womenomics" unter www.womenomics-hamburg.de.

Sie möchten mehr über den Anti-Bias-Ansatz wissen?
Dann werfen Sie einen Blick auf die Website der "Anti Bias Praxis" unter www.anti-bias-praxis.de. 

Sie können sich vorstellen, Mentee oder Mentorin beim "Expertinnen-Netz. Mentoring für Frauen" zu werden?
Auf der Website www.expertinnen-netz.de erfahren Sie mehr.

Termine

5.  April bis 18. Juni 2024

Stark und präsent – Mit der Stimme führen
Zeit: Ein Präsenztreffen am 5. April 2024 von 10:00 bis 17:00 Uhr
und sechs Online-Treffen jeweils 19:00 bis 20:30 Uhr
Trainerin: Helen Weintritt

Anmeldung

 

Supervision Start 10. April 2024

Standortbestimmung und Supervision für weibliche Führungskräfte
Zeit: Mittwochs, 17:00 bis 19:00 Uhr
Supervisorin: Silke Potthast

Anmeldung

 

29. April 2024

Familienfreundlichkeit - So steigern Sie die Mitarbeiterbindung
Zeit: Montag, 15:00 bis 18:00 Uhr
Trainerin: Cornelia Heckermann

Anmeldung

 

13. und 14. Juni 2024

Fit for Job – Fit for Life
Zeit: Donnerstag und Freitag, 09:00 bis 17:00 Uhr
Trainerin: Silke Potthast

Anmeldung
   

26. Juni 2024

Business Talk
Zeit: Mittwoch, 9:00 bis 11:00 Uhr
Moderation: Dr. Rita Panesar und Silke Potthast

Weitere Details folgen

 

5. Juli 2024

Elternzeit, Elterngeld und Berufsrückkehr – den Wiedereinstieg erfolgreich gestalten
Zeit: Freitag, 15:30 bis 18:30 Uhr
Trainerin: Cornelia Heckermann

Anmeldung
   

28.  Oktober bis 21. November 2024 

Bühne frei – der Online-Meeting-Profi!
Zeit: vierwöchiger E-Learning-Kurs
inkl. vier Online-Synchrontreffen 
jeweils 16:00 bis 18:00 Uhr
Mittwoch, 30. Oktober 2024
Donnerstag, 7. November 2024
Donnerstag, 14. November 2024
Donnerstag, 21. November 2024

Trainer/-in: Olaf Dierker, Regina Neubohn

Anmeldung

 

Voraussichtlich Winter 2024 plus 1 Follow-up-Coaching

Resilienz-Workshop – Selbstfürsorge für Führungskräfte
Zeit: Donnerstag und Freitag, 09:00 bis 17:00 Uhr
Trainerin: Silke Potthast

Weitere Details folgen